Facebook löscht Nippelbild: PC-WELT-Falle schnappt nach 5,5 Jahren zu

Wir luden ein Foto auf unser Facebook-Profil, das eine halbnackte Frau zeigt. Damit verstießen wir gegen Facebooks Bestimmungen. Heute schlug der Facebook-Zensor zu. Nach 5,5 Jahren! Obwohl das Nacktfoto gar nicht öffentlich war.

Am 30. Oktober 2015 - also vor über 5,5 Jahren - stellte PC-WELT Facebook eine Falle. Wir veröffentlichten auf der Facebookseite eines PC-WELT-Redakteurs ein Foto, das eine junge Frau zeigt, die bis auf ihren Slip nackt ist. Mit anderen Worten: Die Brüste und die Brustwarzen der Frau waren deutlich zu sehen. Für Facebooks Zensoren musste das ein unerträglicher Anblick sein. So warteten wir auf das Einschreiten der Zensoren. Doch nichts passierte. Bis zum 27. April 2021 vormittags.

Als wir heute Vormittag unser Facebook-Profil aufrufen wollten, kamen die folgenden fünf Hinweise hintereinander: "Dein Beitrag verstößt gegen unsere Gemeinschaftsstandards zu Nacktdarstellungen oder sexuellen Handlungen".

Facebook betont sogar noch, dass es "zeitnah" gegen Bilder vorgehen wolle, die gegen die Bestimmungen von Facebook verstoßen. Das hat in unserem Fall ja schon mal nicht geklappt.

Bemerkenswert: Unser „Nacktfoto“ war nicht einmal für Fremde sichtbar, es hatte den Status „Nur ich“. Niemand konnte es also sehen, nicht einmal unsere Freunde. Trotzdem schlug der Facebook-Zensor beziehungsweise dessen Algorithmus zu. Da stellt sich die Frage: Wieso heute? Über 5,5 Jahre nach der Veröffentlichung? Hat Facebook an seinem Zensur-Algorithmus geschraubt?

Facebook geht seit jeher streng gegen erotische Darstellungen oder was Facebook dafür hält vor. Bei Hassreden oder Hetzparolen zeigte sich Facebook dagegen lange nachlässig. Diese offensichtliche Doppelmoral von Facebook führte im Jahr 2015 dazu, dass sich eine Protestbewegung unter dem Hashtag #nippelstatthetze formierte. Dazu passend startete der Fotograf Olli Waldhauer im Oktober 2015 eine coole Aktion: Waldhauer stellte ein Foto auf Facebook online, das eine Frau mit entblößten Brüsten und einen Mann mit einem Schild zeigt, auf dem steht: „Kauft nicht bei Kanaken“. Der Text kombiniert also ausländerfeindliche Hetze mit Nazi-Formulierungen („Kauft nicht bei Juden“). Süffisant steht im Hintergrund des Fotos geschrieben: „Eine dieser Personen verstößt gegen die Regeln von Facebook. #nippelstatthetze“.

Facebook, das offensichtlich keine Probleme mit rassistischen, fremdenfeindlichen und gewaltverherrlichenden Aufrufen hat(te), hat das „Nippelbild“ prompt gelöscht. Und die Timeline von Waldhauers Facebook-Auftritt gleich mit. Woraufhin der Fotograf eine Version seines Fotos hochstellte, auf der die Brustwarzen der Frau abdeckt sind (das Aufmacherbild zu dieser News zeigt dieses Foto). Das fremdenfeindliche Schild dagegen kann man nach wie vor lesen. Nun war das Bild für die Zensoren von Facebook offensichtlich okay, das Foto blieb online und wurde nicht gelöscht (zumindest so lange nicht, wie wir damals die Aktion beobachtet haben).

Doch Waldhauer ging noch weiter und bot eben das Original-Bild mit der Frau ohne(!) verdeckte Brustwarzen zum Download auf seiner Facebookseite an. So konnte man es sich herunterladen und dann auf die eigene Facebookseite hochladen. Und danach auf die Löschung durch die Facebook-Zensoren warten. Genau das haben wir gemacht - über 5,5 Jahre lang. Im Internetzeitalter ist das eine Ewigkeit...

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