Vivaldi 3.8 blockiert Cookie-Dialoge und Google FLoC

Mit seiner jüngsten Browser-Generation schließt Vivaldi nicht nur etliche Sicherheitslücken, sondern will sich auch beim Schutz der Privatsphäre an die Spitze des Feldes setzen.

Vivaldi Technologies hat seinen Browser Vivaldi in der neuen Generation 3.8 vorgestellt, die auf Chromium 90 basiert. Der frühere Opera-Chef Jon von Tetzchner hat das Unternehmen 2013 gegründet und leitet es bis heute. In seinem aktuellen Blog-Beitrag berichtet von Tetzchner über die Neuerungen, die Vivaldi 3.8 bringt. Dabei geht es neben Verbesserungen an der grafischen Oberfläche insbesondere um mehr Schutz für die Privatsphäre der Benutzer. Die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) der EU verlangt, dass Benutzer um ihr Einverständnis gefragt werden, wenn eine Website Cookies setzen will. Das hat zur Folge, dass wir heutzutage bei jedem Besuch einer auch nur ansatzweise Datenschutz-konformen Website Cookie-Dialoge zumindest wegklicken müssen. Wer damit nicht alle Zumutungen pauschal akzeptieren will, muss sich oft durch mehrere Dialoge quälen, um die absichtlich unauffällig platzierten Schalter zu betätigen, die ein Mindestmaß an informationeller Selbstbestimmung erlauben – Sie kennen das ...

Doch Vivaldi will Abhilfe schaffen. Vivaldi bietet eine Möglichkeit, die Cookie-Dialoge zu blockieren oder zu verbergen. Dazu greift Vivaldi auf die Funktionen zurück, die der eingebaute Werbe- und Tracking-Blocker mitbringt. Ob das im Sinne der DSGVO ist, sei mal dahingestellt. Was Jon von Tetzchner den „Cookie Crumbler“ (Kekszerkrümeler) nennt, ist zurzeit noch experimentell und daher nicht standardmäßig aktiv. Leider lässt sich kaum sicher vorhersagen, wie eine Website damit umgeht, dass die Frage nach der Cookie-Erlaubnis unbeantwortet bleibt. Viele werden wohl stillschweigend davon ausgehen, dass der Benutzer mit allem einverstanden ist, andere das genaue Gegenteil annehmen. Manche Website wird womöglich gar nicht oder nur eingeschränkt benutzbar sein.

Es heißt ja, probieren ginge über studieren. Um auszuprobieren, wie sich das Web ohne ständiges Keksdosen-Geklicke anfühlt, öffnen Sie in Vivaldi die Einstellungen und navigieren zum Abschnitt Privatsphäre. Unter dem Titel „Tracker- und Werbeblocker“ finden Sie knapp über „Passwörter“ die Schaltfläche „Quellen verwalten“. Klicken Sie darauf, zeigt Vivaldi die Listen „Trackerblocker Quellen“ sowie „Werbeblocker Quellen“ an. In Letzterer scrollen Sie weiter nach unten bis zu den beiden Einträgen, die mit „Entferne Cookie-Warnungen“ beginnen. Es handelt sich um abonnierte Listen, aus denen Vivaldi entnimmt, wie die Cookie-Dialoge darin aufgeführter Websites implementiert sind. Bei diesen beiden Einträgen setzen Sie einen Haken und schließen dann die Einstellungen. Funktioniert eine Website nicht oder nicht wie gewünscht, können Sie den Werbeblocker für diese Website deaktivieren. Auf manchen Websites funktioniert das Blockieren der Cookie-Warnungen nicht – es ist ein laufendes Experiment.

Im Grunde sind Cookies von gestern. Die Datenkraken der Werbeindustrie arbeiten längst an leistungsfähigeren Nachfolgern. Google verdient das Geld, mit dem es die vielen Gratisdienste finanziert, mit Online-Werbung. Und so arbeitet der Konzern an neuen Techniken, die personalisierte Werbung auch ohne Cookies noch gezielter ausliefern soll. Eine der noch nicht ausgereiften Techniken aus Googles so genannter „Privacy Sandbox“, die eher das Gegenteil dessen ist, was der Name suggerieren soll, ist FLoC – Federated Learning of Cohorts. Damit residiert ein aktiver Verhaltensspion direkt im Browser, sammelt dort Informationen über besuchte Websites und bildet Gruppen (Kohorten) aus Benutzern mit ähnlichen Interessen. Diesen soll dann jeweils passende Werbung gezeigt werden. Lesen Sie dazu die ausführliche Würdigung durch die EFF (Electronic Frontier Foundation). Der Code für FLoC steckt bereits in den Chromium-Quelltexten. Die Vivaldi-Entwickler bauen diese Code-Komponenten schlicht nicht mehr ein. Wenn Sie das Update von Vivaldi 3.7 auf Version 3.8 einspielen, kann in Ihren Benutzerprofil zwar ein FLoC-Ordner verbleiben, er enthält jedoch keine verwertbaren Profildaten. Denn auch in bisherigen Vivaldi-Versionen hat FLoC nie funktioniert – Vivaldi hat es bislang nur auf andere Weise blockiert.

Vivaldi 3.8.2259.37 basiert auf Chromium 90.0.4430.95. Damit sind alle bislang bekannten Sicherheitslücken beseitigt, die Google in den letzten Wochen in Chrome (und Chromium) geschlossen hat. Wie andere Hersteller Chromium-basierter Browser (Microsoft Edge, Brave, Opera und weitere) ist Vivaldi stets unter Zugzwang, sobald Google ein neues Sicherheits-Update für Chrome ausliefert.

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